AboProjektDer Autobahnausbau im Gäu frisst fruchtbares LandDienstag, 22. August 2023 Die Autobahn A1 soll generell auf sechs Spuren ausgebaut werden, fordert Nationalrat Erich Hess (SVP, BE) in einer Motion. Der Bundesrat hat sie zur Annahme empfohlen, was Seltenheitswert hat. «Wir brauchen überall Ausbauten; es ist einfach so», stellte Bundesrat Albert Rösti die Haltung der Regierung klar. Man sei der nächsten Generation eine ausgebaute Verkehrsinfrastruktur schuldig, sowohl Strassen als auch Schienen. Der Nationalrat ist der Empfehlung gefolgt und hat den Vorstoss mit 94 zu 87 Stimmen bei vier Enthaltungen angenommen.

Zuwanderung als Ursache

«Die A1 wurde in einer Zeit gebaut, als die Schweizer Bevölkerung rund sechs Millionen Menschen zählte», erklärt Erich Hess. Heute lebe aber rund die Hälfte mehr Leute in der Schweiz. «Wegen der unbegrenzten Zuwanderung, notabene auch von Menschen, die wir hier gar nicht brauchen können», sagt der Motionär gegenüber der BauernZeitung.

Weniger Ausweichverkehr in den Dörfern

Der Autobahnausbau wurde im Nationalrat auch aus den SVP-Reihen breit unterstützt. Dies, obwohl sich die Partei nach eigenen Angaben für einen schonenden Umgang mit dem Kulturland, eine produzierende Landwirtschaft und einen hohen Selbstversorgungsgrad einsetzt. «Ich gehe nicht davon aus, dass der Kulturlandverlust besonders gross ist», meint Hess zu den Folgen einer sechsspurigen A1. «Sonst hätte der Bauernpräsident Markus Ritter dem Vorstoss sicher nicht zugestimmt.»
Ausserdem profitiere auch die Landwirtschaft vom Autobahnausbau, ist der SVP-Nationalrat überzeugt. Dadurch komme es nämlich einerseits zu weniger Ausweichverkehr und Staus in den Dörfern und andererseits würden auch z. B. Tiertransporte nicht mehr stockenden Verkehr stecken bleiben.

«Die Leute haben verstanden»

NationalratNoch mehr Milliarden für grössere Autobahnen – Referendum angekündigtMittwoch, 31. Mai 2023 Die Gegner einer sechsspurigen A1 haben bereits ein Referendum angekündigt. Erich Hess zeigt sich zuversichtlich, sollte es zu einer Volksabstimmung über den Autobahn-Ausbau kommen. Als Gradmesser verweist er auf eine Umfrage des Newsportals «20 Minuten», bei der sich 74 Prozent der rund 8000 Teilnehmenden dafür ausgesprochen hätten. «Das ist zwar nicht repräsentativ. Aber die Leute haben verstanden, dass die Verkehrsinfrastruktur überlastet ist», so Hess.

Lastwagen im Stau sind unproduktiv

«Wer Strassen sät, wird Verkehr ernten», argumentierte Marionna Schlatter (Grüne, ZH) in der Nationalratsdebatte. Die Mobilitätsforschung habe gezeigt, dass Kapazitätserweiterungen mehr Verkehr bringen. «Hafechäs», findet Erich Hess: «Das Problem ist die Menge an Leuten». Die müssten alle an ihren Arbeitsplatz gelangen, die Wirtschaft müsse laufen und man könne Lastwagen doch nicht einfach unproduktiv im Stau stehen lassen.

Als nächstes wird der Ständerat über die Motion beraten.

Ausbau bereits zum Teil beschlossen
Der Bundesrat will die A1 insbesondere dort ausbauen, wo sie regelmässig überlastet ist. Bereits verbindlich beschlossen ist der Ausbau für die Abschnitte Flughafen Genf-Le Vengero und Luterbach- Härkingen auf sechs Spuren. «Der 6-Spur-Ausbau des Abschnittes Härkingen-Wiggertal wurde bereits 2015 realisiert, und die dritte Röhre am Gubrist konnte vor wenigen Wochen für die Bevölkerung eröffnet werden», rekapitulierte Bundesrat Albert Rösti im Nationalrat. Kürzlich hat sich das Parlament für den Ausbauschritt 2023 der Strecken Wankdorf-Schönbühl, Schonbühl-Kirchberg und Le Vengeron-Coppet-Nyon ausgesprochen. Der Bundesrat plant zudem weitere Erweiterungsprojekte.